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Jedem Schweizer Kanton sein Osterbrauch

Klein, aber oho(stern)! Die Schweiz gehört zu den Ländern mit dem grössten Schatz an Bräuchen während der Osterzeit.



Jeweils eine Tradition aus jedem Kanton unseres Landes haben wir in alphabethischer Reihenfolge (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) für Euch herausgepickt:


Ostermarkt im Kanton Aargau In Bremgarten findet am Ostermontag ein grosser Ostermarkt statt – und das bereits seit über 800 Jahren! Rund 400 Marktfahrerinnen und Marktfahrer machen diesen Markt zu einem der grössten der Schweiz. In «normalen» Zeiten zieht der Ostermarkt jeweils bis zu 50'000 Besucherinnen und Besucher an.


Gedenken an Gidio Hosestoss im Kanton Appenzell Ausserrhoden

Bereits etwas vor Ostern, aber noch im Osterfestkreis: Am Aschermittwoch gedenkt Herisau dem bekanntesten Bürger der Gemeinde. Seit über 150 Jahren wird Gidio Hosestoss, erstickt durch ein geklautes Leckerli, zu Grabe getragen. Der Trauerumzug im Dorfkern wird auf Umzugswagen von seiner Witwe Eulalia Fadehäx und anderen Figuren angeführt. Für alle Kinder gibt es am Schluss Leckerli, Berliner und Öhrli.


Ooschtere hole im Kanton Appenzell Innerrhoden

Die Kinder in der Region Appenzell besuchen an Ostern ihre Gotte oder ihren Götti. Dieser Besuch hat allerdings einen nicht ganz uneigennützigen Hintergrund: Bei diesem Treffen holen sie ihre Ostergeschenke ab, daher der Name «d’Ooschtere hole».


Eierläset im Kanton Basel-Landschaft

In Therwil und vielen weiteren Gemeinden im Baselbiet findet ein alter Frühlings- und Fruchtbarkeitsbrauch statt: Das Eierläset. Dabei treten zwei Gruppen, Winter und Frühling, gegeneinander an. In zwei langen Bahnen sind in Sägemehlhäufchen Eier verteilt. Nun muss als Stafette jeweils ein Ei aufgelesen und in die mit Spreu gefüllte Wanne geworfen werden. Verfehlt ein Ei sein Ziel, so muss nochmals eine (Un-)Ehrenrunde gedreht werden. Um den Unterhaltungsfaktor noch etwas zu erhöhen, werden zusätzliche Hindernisse oder Spezialaufgaben eingebaut. Es gewinnt das schnellere Team – und das ist so rein zufällig immer die Frühlingsgruppe. Zum Abschluss findet ein gemeinsames Essen statt, dessen Hauptbestandteil wohl nicht extra erwähnt werden muss.


Faschtewaie im Kanton Basel-Stadt

Während wir bereits im Frühherbst in den Läden die ersten Weihnachtsgutzi angeboten bekommen, hat es eine typisch baslerische Spezialität geschafft, nur während der Fastenzeit und bis knapp vor Ostern erhältlich zu sein. Es ist die 500 Jahre alte und dennoch ausserhalb unserer Region wenig bekannte «Faschtewaie». Ihr haben wir sogar einen eigenen Beitrag gewidmet. Zum Beitrag über die Geschichte der Faschtewaie.


Eiertütschen im Kanton Bern

Ein grosses Eiertütschturnier findet seit 1892 jeweils am Ostersonntag auf dem Kornhausplatz in Bern statt. Mehr über das Eiertütschen findet Ihr in einem eigenen Beitrag. Zum Beitrag über das Eiertütschen.


Klageweiber im Kanton Fribourg

In Romont tragen am Karfreitag «Les Pleureuses» («Klageweiber»), ganz in Schwarz gehüllte Frauen, auf scharlachroten Kissen die Marterwerkzeuge von Jesus sowie das Schweisstuch der heiligen Veronika durch die Gassen. Es ist ein streng gehütetes Geheimnis, wer sich unter den schwarzen Schleiern verbirgt.


Le Feuillu im Kanton Genf

Nicht an Ostern selber, aber im Osterfestkreis findet jeweils in der Genfer Gemeinde Cartigny ein besonderes Frühlingsfest statt: "Le Feuillu", eine Figur aus Ästen und Zweigen, zieht durch den Ort und wird dabei von singenden und tanzenden Kindern begleitet, die mit Blumenkränzen geschmückt sind. Das Fest konnte sich fast ausschliesslich in den katholischen Gemeinden des Kantons Genf halten, da der Reformator Jean Calvin den Brauch aufgrund seines heidnischen Ursprungs gar nicht gerne gesehen hat.


Schoggiparadies im Kanton Glarus

Ganz besonders während der Osterzeit kommen Schleckmäuler in Bilten auf ihre Kosten. In dieser Ortschaft hat drum ein bekannter Schokoladenhersteller seine Fabrik und bietet eine spezielle Schoggi-Erlebniswelt für das interessierte und gluschtige Publikum.


Eiertrööla im Kanton Graubünden

In Maienfeld werfen sie mit Eiern um sich! Beim «Eiertrööla» werden Ostereier den Abhang hinuntergerollt oder sogar -geworfen. Gewinnerin oder Gewinner dieses Spiels ist die Person mit dem Ei, dessen Schale die meisten Abgänge überstanden hat oder am weitesten geworfen wurde.


Caquias im Kanton Jura Wie im benachbarten Frankreich fliegen auch im Kanton Jura die Kirchenglocken zwischen Gründonnerstag und Osternacht nach Rom. Während dieser Zeit laufen in Châtillon und weiteren Ortschaften im Kanton die Schulkinder dreimal täglich durch den Ort und ersetzen mit ihren hölzernen Caquias die Kirchenglocken - so quasi als deren Urlaubsvertretung.


Bibeli im Kanton Luzern

Die wohl flauschigste Ostertradition wird im Naturmuseum in Luzern gelebt. Dort wird alle Jahre wieder jeweils pünktlich zu Ostern eine spezielle Osterküken-Ausstellung eröffnet. Seit 2018 dürfen die Bibeli aufgrund einer Änderung der nationalen Tierschutzgesetzgebung allerdings nicht mehr gestreichelt werden.


Osterbrot im Kanton Neuenburg

Jeweils ab Ostern kommt für knapp eine Woche das Osterbrot auf die Neuenburger Frühstückstische. Vom Geschmack her ähnlich wie ein Zopf unterstreicht es das Ende der Fastenzeit. Seit 60 Jahren gehen die eierförmigen Osterbrote bei den Bäckereien der Stadt weg wie warme Weggli!


Osterhasen-OL im Kanton Nidwalden

Die Stanserinnen und Stanser starten besonders fit in die Osternacht: Am Karsamstag findet im Nidwaldner Hauptort ein grosser Osterhasen-Orientierungslauf statt.


Osterfingen im Kanton Schaffhausen

Zwar kein eigentlicher Brauch, aber wenn mit «Osterfingen» sogar ein Ortsteil den Auferstehungsfeiertag in seinem Namen trägt, dann muss das hier natürlich Erwähnung finden.


Chlefele im Kanton Schwyz

Das aus zwei Hartholzbrettchen und ziemlich geübten Fingern bestehende Rhythmusinstrument kommt vor allem von Aschermittwoch bis Ostern zum Einsatz. Der Höhepunkt der Chlefele-Saison ist das Priis-Chlefele vor Karfreitag in Schwyz


Rären im Kanton Solothurn

In Egerkingen erschallt am Karfreitag und Karsamstag zu drei Tageszeiten das laute Knattern einer riesigen «Räre» (Ratsche), um 11:55 Uhr, 14.55 Uhr und 19:55 Uhr während jeweils fünf Minuten – eine anstrengende Angelegenheit für die Person, die an der Kurbel drehen muss.


Karfreitagseier im Kanton St. Gallen

Auf einigen Bauernhöfen im Toggenburg werden Eiern, die an Karfreitag gelegt werden, besondere Kräfte nachgesagt. Eine Schachtel dieser Karfreitagseier wird jeweils auf die Seite gelegt. Die Eier faulen nicht, sondern vertrocknen langsam. Karfreitagseier sollen alten Überlieferungen zufolge Unglück wie beispielsweise Blitzschlag im Stall abwenden oder bei der Behandlung von Fieber und Entzündungen helfen.


Historische Prozessionen im Kanton Tessin

In der Tessiner Gemeinde Mendrisio findet seit über 400 Jahren am Gründonnerstag und am Karfreitag eine beeindruckende Prozession statt. Dargestellt wird am Gründonnerstag Jesu Weg mit dem Kreuz und am Karfreitag leuchten in den dunklen Gassen nur die «Trasparenti» mit Motiven aus dem Leben von Jesus. Die Szene erinnert etwas an den Morgenstreich bei uns – passt, denn auch die Prozessionen in Mendrisio sind mittlerweile UNESCO-Weltkulturerbe.


Osterbrunnen im Kanton Thurgau

In Bischofszell bekommen während der Osterzeit insgesamt 25 mit Blumen und Ostermotiven dekorierte Brunnen ein festliches Gewand.


Karfreitagsprozession im Kanton Uri

Die Mitglieder der Bruderschaft der «Barmherzigen Brüder von Altdorf» laufen jeweils am Karfreitagabend in einer Prozession von der Altdorfer Pfarrkirche zum Kapuzinerkloster und zurück. Dabei tragen zwei Mitglieder auf ihren Schultern eine Pietà, also die Darstellung der Maria mit dem toten Jesus auf ihrem Schoss.


Eine ganz andere Art von (kilometerlanger) Ostertradition im Urkanton findet alljährlich vor dem Portal des Gotthardtunnels statt - aber das ist eine andere Geschichte


Geschmückte Brunnen im Kanton Waadt

Wie in Bischofszell werden auch im Waadtländer Städtchen Nyon die Brunnen während der Osterzeit mit Blumen, Zweigen, bunten Bändern und farbigen Eiern dekoriert.


Kostenloses Plättli im Kanton Wallis

In der Walliser Gemeinde Ferden wird seit dem 14. Jahrhundert am Ostermontag je eine Portion Zigerkäse, Brot und Wein an die Bevölkerung verteilt. Der «Spendziger» wird immer am 23. und 24. Juli des Vorjahres verarbeitet. Ursprung dieses Brauchs ist eine Walliser Sage, wonach die Alpbesitzer versprochen haben, die Milch zweier Tage zu verschenken, um einen Spuk zu beenden.


Heiliggrab im Kanton Zug

In Oberwil (also dem in Zug) wird in der Dorfkapelle ein «Heiliggrab» aufgestellt und damit ein fast schon ausgestorbener Osterbrauch wiederbelebt. Solche dreidimensionalen Kulissenbilder mit einer speziellen Tiefenwirkung waren vor allem in der Barockzeit, noch vor Erfindung der 3D-Brillen, weit verbreitet und zeigten ab Gründonnerstag die verschiedenen biblischen Szenarien.


Zwänzgerle im Kanton Zürich

Bei diesem seit dem 18. Jahrhundert bekannten Brauch, dem passenderweise in der Schweizer Finanzmetropole an der Limmat gefrönt wird, stehen sich jeweils am Ostermontag Erwachsene und Kinder gegenüber. Jedes Kind hält ein Osterei in der Hand, jede erwachsene Person ein Zwanzigrappenstück, also ein «Zwänzgerli». Nun müssen die Erwachsenen versuchen, mit einem geschickten Wurf das Geldstück im Ei zu versenken. Wem dies gelingt, darf das Ei essen, ansonsten bekommt das Kind den Batzen.


Ja und was ist mit den Osterbräuchen in der ganzen Welt? Einer Auswahl davon haben wir einen eigenen Beitrag auf unserem Webportal gewidmet.


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